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Das Kind ohne Namen

Teil 6: Spüli

Dies ist die Geschichte des Kindes L 57 83 09. Als das „Kind ohne Namen“ wurde es Mitte der 90er Jahre berühmt. Seine Eltern konnten sich nicht einigen, und so erhielt L 57 83 09 Brakensiek als erster Deutscher behördlicherseits eine Registriernummer als Vornamen zugeteilt.
Dies ist die Geschichte einer Schwangerschaft, die zum Ausgangspunkt einer weltweiten Modebewegung wurde und schließlich im Jahre 2034 zur Abschaffung des Vornamens in der Europäischen Union führte.

Sie: Duu, ey ... duu
Er: Ja ...
Sie: Kannst' ma eben das blöde Buch weglegen?
Er: Das ist kein blödes Buch, das ist Adornos ästhetische Theorie. Aber für jemanden, der Adorno nicht von Atergo unterscheiden kann ...
Sie: Halt' doch mal den Mund, ja ... ich hab' nämlich mal gerade über den Namen unseres, also auch deines Kindes, nachgedacht und außerdem lese ich keine schweinischen Bücher, ja.
Er: Ich kann nur hoffen, für den Kleinen, dass weibliche Erbanlagen nicht dominant sind ...
Sie: Du ich find' „Spüli“ is'n total schicker Vorname.
Er: Na ja, zumindest besser, als Meister Propper oder Tuba flüssig ...
Sie: Mann, sei doch bitte einmal ernst, ja! Spüli find ich toll. Mensch, dass ich da nicht eher drauf gekommen bin ...
Er: Als Junge oder Mädchen?
Sie: Das isses doch gerade, verstehst du, ... weder noch!! Oder beides zusammen! Die künstliche und gesellschaftlich bedingte Geschlechtertrennung wird aufgehoben, ja! Spüli, das ist einfach ein Mensch, nicht mehr Mann oder Frau oder ...!
Er: Ja und wenn man auf seinen Kopf haut, dann spuckt er.
Sie: Wieso Er?!?! Da hamm' wir es doch schon wieder, du Chauvi-Schwein! Außerdem hat Spüli was multikulturelles, find' ich. Weißt du, Spüli, das könnte auch der Name einer türkischen Prinzessin sein, z. B., ...
Er: Ja klar, genauso, wie „Atta“türk der Name eines osmanischen Scheuerpulvers ist.
Sie: Du bist ja so ein Arsch! Dir liegt doch gar nichts an der Völkerverständigung!!
Er: Bababa ...
Sie: Dir ist es doch scheißegal, wenn Ausländer und Deutsche sich nicht verstehen, in diesem Land, ja ja, du bist dir zu fein, einen kleinen Beitrag zur Annäherung zu leisten ...
Er: Beruhige dich Schatz. Ich möchte doch nur nicht, dass unser Kind den Namen eines Spülmittels trägt.
Sie: Ach und warum nicht?! Muss man nicht gerade den großen Konzernen die Namen geradezu ... entreißen ... gegen den Bennenungsimperialismus aufbegehren, he??
Wie lange dauert es noch, bis sie eine Hämorrhoidensalbe „Dieter“ nennen und der Name für alle Zeiten besetzt ist, vom Schweinesystem? Dagegen müssen wir kämpfen, mein Schatz, indem wir die Namen zurückerobern und deshalb, bin ich für Spüli!
Er: Gut, wenn wir das zweite Kind dann „Abflussfrei“ nennen, zur Erinnerung an den großen Apachenhäuptling. „Old Shatterhand und Abflussfrei reiten durch die Prärie“, hehehe.
Sie: Du nimmst mich nie ernst!
Er: Oh doch, oh doch, ab heute nenne ich dich „Vileda Wischmop“
Sie: ARSCH!

(abgetippt von Roland, der Werleguan)