<< Die Nutzung von Frames Gestaltungstips >>

Probleme des Hypertextes im WWW


Das WWW ist ein Hypertextmedium mit vielen Vorteilen aber auch einigen Problemen:

  1. Keine Gewährleistung der Beständigkeit
  2. Redundanter Code
  3. Schlechtes Design
  4. Streit zwischen Inhalt und Aussehen
  5. Eigenmächtige Erweiterungen des Standards

Keine Gewährleistung der Beständigkeit

Es ist faszinierend zu sehen, wie sich der Inhalt einer Site erst durch das Zusammenwirken mit anderen Sites erschließt. Bestes Beispiel hierfür sind sicherlich die unzähligen Seiten deren Hauptbestandteil Links auf andere Seiten sind, meist unter einem thematischen Hintergrund zusammengefaßt, manchmal aber auch einfach nur nach Vorliebe der Autorin (... und hier meine Lieblingsseiten...).

Aber das WWW ist kein festzementiertes Gebilde sondern ständig in Bewegung; täglich starten neue Seiten und Server in das Netz, und einige andere werden geschlossen oder verlegt.
Daher muß eine gute Autorin stets überprüfen, ob die von ihr hergestellten Links noch aktuell sind um gegebenfalls Gegenmaßnahmen zu ergreifen (Änderung der Linkadresse, Sicherung der Information auf dem eigenen Server, Entfernen des Links, Suche nach einer neuen Informationsquelle).

Zum Teil ist diese Vergänglichkeit der Informationen durchaus erwünscht: Ein Nachrichtendienst wird versuchen, jeden Tag unter der selben Adresse die aktuellsten Informationen anzubieten, wodurch die alten Informationen natürlich an einen anderen Platz verschoben werden müssen.

Redundanter Code

Teilnehmerinnen verschiedenster Plattformen tummeln sich im WWW. Diese an sich erfreuliche Tatsache wirft aber auch einige Probleme auf:
Während auf der einen Seite Hightechfreaks stehen, denen es gar nicht bunt und laut genug gehen kann, legen andere mehr Wert auf eine schnelle Übertragung. Zum Teil sind die Benutzerinnen von ihrem Zugang aus gar nicht in der Lage, Grafik darzustellen und sind somit auf die reine Textinformation in einem HTML-Dokument angewiesen. Sind aber wesentliche Informationen einer Seite in Grafiken enthalten, ohne daß sie in Textform wiederholt werden, sind solche Benutzerinnen vom Genuß der betreffenden Seiten praktisch ausgeschlossen.

Ein ähnliches Problem haben die Frames aufgeworfen: ältere Browserversionen können mit den Definitionen nichts anfangen und überlesen sie einfach. Enthält das HTML-Dokument nicht zusätzlich zu den Informationen in den Frames die selben Informationen in einer konventionellen Form so sind wiederum einige Benutzerinnen ausgeschlossen.

Eine gute Autorin, die alle Leserinnen versorgen will, aber trotzdem die Möglichkeiten der aktuellen Software ausnutzen will, muß also stets mehrere Versionen der Seiten bearbeiten, wodurch sich oft wieder neue Fehler einschleichen.

Schlechtes Design

Das WWW ist für jeden offen, auch für solche Personen, die damit eigentlich nicht richtig umgehen können.
Während im gedruckten Bereich alleine die Kosten einer großflächigen Produktion abschrecken dürften (abgesehen von "Gabi's Häkelstube, der wöchentliche Prospekt!!!" in acht Schriftarten, fünf Schriftschnitten und vier Farben), tummeln sich im WWW viele Leute, die zwar den unbändigen Drang verspüren sich zu präsentieren, denen allerdings leider das nötige Wissen und Stilgefühl fehlt um tatsächlich eine ansprechende Seite zu gestalten.

Streit zwischen Inhalt und Aussehen

Als die Gründungsväter des WWW den Standard HTML zur Seitenbeschreibung aus der Taufe hoben, handelte es sich dabei primär um eine inhaltsbezogene Sprache, d.h. es sollte nicht darum gehen, möglichst exakt das Erscheinungsbild eines Textes zu beschreiben, sondern vielmehr die einzelnen Teile des Textes durch Kommandos inhaltlich soweit zu beschreiben, daß ein zur Anzeige benutztes Programm daraus ein sinnvolles Erscheinungsbild bauen kann.
Als Beispiel sei hierfür das Beispiel eines fettgedruckten Textes dienen. Anstatt zu sagen, daß ein Textabschnitt fett gedruckt werden soll (<b>-Tag), soll stattdessen mittels <strong>-Tag festgelegt werden, daß dieser Textteil besonders betont sein soll.
Daß die Darstellung des betonten Textes fett gedruckt ist, liegt lediglich an einer Konvention der Browserhersteller, ist aber im HTML-Standard nicht festgeschrieben. Daher wird eine Autorin, die Wert darauf legt daß ein Text auch tatsächlich fett gedruckt wird den <b>-Tag benutzen, während eine andere Autorin, die mehr Wert darauf legt, daß die Textstelle als besonders betont betrachtet wird, den <strong>-Tag benutzen.

Es haben sich so unter den Autorinnen zwei Gruppen gebildet, die eine, die dafür eintritt, daß die Texte inhaltlich gekennzeichnet werden, unabhängig von der späteren Darstellung (denn wer weiß welche Möglichkeiten spätere Browserversionen bieten werden um einen betonten Text als solchen hervorzuheben), während die anderen totale Kontrolle über das Erscheinungsbild ihres Textes auf dem Bildschirm der Leserin fordern.

Eng verzahnt mit diesem Punkt ist auch das folgende Problem:

Eigenmächtige Erweiterungen des Standards

In den ersten Jahren des WWW war NCSA Mosaic der Standardbrowser für das Web. Als solcher folgte er genau dem aktuellen HTML-Standard, und entsprechend wurden Seiten mit den zur Verfügung stehenden Mitteln so gestaltet, daß sie bei Betrachtung mit Mosaic gut aussahen.
Als im Jahre 1994 der Netscape Navigator auf den Markt kam, konnte er neben einer höheren Geschwindigkeit auch mit einigen neuen, selbst erfundenen Tags glänzen, die von vielen Autorinnen, nachdem der Navigator eine gewisse Marktpräsenz erlangt hatte, begeistert aufgenommen wurde. Es waren dies vor allem Tags die mehr Kontrolle über das Erscheinungsbild eines HTML-Seite gaben, so z.B. der <center>-Tag, mit dem nun beliebige Elemente der Seite horizontal zentriert werden konnten.

"Und so hat Netscapes Sündenregister bezüglich HTML bereits eine stattliche Länge erreicht. Zu Anfang waren es zusätzliche Schriftattribute wie Fontgröße und Fontfarbe, die Netscape einführte. [...] Ursprünglich wurde HTML jedoch nicht als Layout-Standard erdacht sondern zur inhaltlichen Gliederung von Textdokumenten,[...]" [Hüskes 97]

Dieses eigenmächtige Einführen von Standards wird aber mit den bislang eingeführten Neuerungen nicht enden; auch für die nächsten Versionen hat Netscape wieder neue Features jenseits des Standards (d.h. dem, was den Festlegungen oder zumindest den aktuellen Diskussionen des W3-Konsortiums entspricht) angekündigt:

"Was die Layer-Technik betrifft [Technik zur absoluten Positionierung von Seitenelementen, nicht standardisiert, Anm. R.B.], so scheint Netscape jedoch noch einmal aufs Ganze gehen zu wollen. [...] Eine fortwährend aktualisierte Liste von HTML-Befehlen verrät, welche Bruchstücke der Technik in der gerade aktuellen Betaversion unterstützt werden." [Hüskes 97]

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